Depressionsgedanken – Fortsetzung

Da sitzt sie da, die Lieblingstante, der Blick ist leer. Sie hat stark abgenommen, ist kraftlos. Jede kleine Aktion oder Reaktion ist eine enorme Kraftanstrengung. Der Apfel auf dem Tisch ist geschnitten, sie schafft in einer Stunde nur 3 kleine Spalten, sie mag nicht mehr, nichts essen, nichts trinken, sie kann nicht. Sie sitzt teilnahmslos am Tisch, folgt den Gesprächen nicht. Man weiß nicht, ob etwas zu ihr durchdringt oder nicht.

Sind es die Medikamente, ist Teilnahmslosigkeit der Tausch gegen Angst und Wahnvorstellungen? Hat sie für sich selbst damit innere Ruhe und Frieden gefunden ?

Vor zwei Wochen kam sie aus der Klinik nach Hause, austherapiert nach 5 Monaten, Diagnose F 33.3. Nicht einmal die Elektroschocks direkt ins Gehirn halfen diesmal. Prognose ungewiss, ein Pflegefall.

Der Onkel, selbst krank und nicht gut zu Fuß kümmert sich rührend, motiviert und unterstützt sie nach Kräften. Organisiert den Alltag, die Pflege, fährt einkaufen, macht Essen. Auch für ihn eine Umstellung.

Zum Abschied sagte sie „kommt gut heim“, sie sagte es dreimal, zu meiner Mutter, zu mir, zu meinem Sohn, welche Kraftanstrengung, aber sie war für einen Augenblick bei uns und wir bei ihr.

 

Teil 1 war hier zu lesen