von Negerkönigen und Holzköpfen – geht’s noch ?

Gerade habe ich einen richtig klugen Beitrag von Frau Holy Fruit Salad ! zum Thema Negerkönig und Südseekönig gelesen.

Ich finde die Diskussion um das Wort „Neger“ in der Kinderliteratur recht kleingeistig. Zum einen stammen die Bücher von Lindgren und Co. aus einer Zeit, wo niemand Klassenkameraden, Freunde, Nachbarn und Kollegen mit Wurzeln aus Ländern Asiens, Afrikas, des Nahen und Fernen Ostens oder sonstwoher hatte. Zum anderen handelt es sich eben um Kinderliteratur, die Kinder sollen in fremde Welten eintauchen und träumen. Der gelbhäutige Bart Simpson oder Spongebob ist sozusagen der Neger der heutigen Kinder, nicht mehr und nicht weniger.

Meinen ersten dunkelhäutigen Menschen habe ich im Kindergartenalter in der Kleinstadt meiner Oma gesehen, das war in den 70igern. Silvano wohnte im Nachbardorf und sein Schulweg führte am Haus meiner Oma vorbei. Er lief die Straße entlang und eine alte Frau rief hinterher: „na du kleiner Schwarzer“. Wir Kinder spielten mit Silvano ohne Ansehen der Hautfarbe, für uns war es wichtiger, welche Stunts er mit dem Fahrrad konnte und was er so zum Spielen hatte.

In der dritten Klasse, in Berlin, trat das zweite dunkelhäutige Kind in mein Leben, Mario. Zuvor wurden wir von der Lehrerin aufgeklärt, Mario würde gleich in die Klasse kommen, er sei Mulatte. Den Ausdruck hatte noch nie jemand gehört, also wurde er erläutert. Aber viel wichtiger, es kam Mario, einfach Mario und lachte und lernte und spielte mit uns.

Kinder sind da viel pragmatischer, da hat einer blaue oder grüne oder braune Augen, helle oder dunkle Hautfarbe, dann ist das eben so. Hauptsache er mag die gleichen Fernsehserien, spielt die gleichen Spiele und man versteht sich.

Ich bin nicht mit den Lindgren-Büchern aufgewachsen, auch nicht mit Jim Knopf  und den Preußler-Büchern. Ich las die Märchen von Hauff, Andersen, den Gebrüdern Grimm, auch den Struwelpeter und Max und Moritz und tauchte damit in eine Welt voller Gewalt in Kinderbüchern ein. Aber auch das können Kinder abstrahieren, hat je ein Kind nach dem Lesen des Märchens Rotkäppchen einem anderen oder einem Haustier den Bauch aufgeschnitten, es erschossen oder sonstwas ? Haben je Eltern à la Hänsel und Gretel beschlossen, dass sie ihre Kinder loswerden wollen und diese ausgesetzt ? Ich denke nicht. Und trotz eines juristischen Gutachtens zu Rotkäppchen und  strafrechtlicher Würdigung der Missetaten von Max und Moritz werden die Streiche von Kindern verstanden, als ebensolche.

Also lasst die Kirche im Dorf, den Neger im Buch und lasst vor allem den Quatsch !